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Patient 5624 : was der Krebs mich über das Leben gelehrt hat

Der schwerste Teil meines Kampfes mit dem Krebs kam, nachdem ich wieder gesund war.

TED Talk von Suleika Jaouad www.suleiakjaouad.com

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Leukämie

Mit 22 wurde bei mir Leukämie diagnostieziert. Übernacht verlor ich meinen Job, meine Wohnung, meine Unabhängigkeit und wurde Patient 5624.

Nach 4 Jahren Chemotherapie wurde sie als geheilt entlassen. Sie hat in diesen 4 Jahren Freunde gefunden und verloren, einen Blog für die New York Times geschrieben, und viele neonfarbene Perücken ausprobiert. Viele Menschen haben ihr zu ihrem heldenhaften Umgang mit dem Krebs gratuliert.
Für sie begann das eigentlich Heldenhafte jedoch danach.
Sie fand sich plötzlich, nachdem sie das Krankenhaus wieder verlassen hatte, wie in einem freien Fall. Keine Krankenhaus-Routine mehr, ihr Freund hatte sie verlassen, und nicht mehr krank. Ihre beste Freundin war 3 Wochen zuvor an Krebs gestorben. Und sie war .. allein!

Allein

Alleine mit den körperlichen Nachwirkungen der 4 Jahre Chemotherapie. Alleine mit ihrer Angst, dass der Krebs vielleicht wiederkommt. Allein mit ihrer Sorge, keinen Job machen zu können, weil sie jeden nachmittag vor Erschöpfung 4 Stunden schlafen musste. Alleine mit ihrer post-traumatischen Stress Disorder, wie bei einem Kriegsveteranen.
Sie fand Ihren Platz inmitten all der Gesunden nicht mehr. Sie konnte nicht mithalten, nicht mit funktionieren. Mit 27.

Inbox

Und eine Inbox voller Emails von Fremden. Gute Besserungswünsche, Aufmunterung und Solidarität, Tipps und Fragen nach ihrer BH-Grösse. Viele Nachrichten kamen jedoch von Menschen, welche ähnliche Erlebnisse durchgemacht haben: eine Teenagerin aus Florida, welche ihre Nachricht komplett aus Emoticons geschrieben hat. Ein Kunstlehrer aus Ohio, welcher seit seiner Jugend mit einer unheilbaren Krankheit zu kämpfen hat. Einem zu Tode Verurteilten aus Texas.

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Roadtrip

Sie empfand eine Art Verbindung mit deren Worten. Konnte sie nachvollziehen. Sie gaben ihr den Mut, ähnlich wie Forrest Gump, quer durch Amerika zu ziehen, 24.000 km, nur zusammen mit ihrem Hund Oscar. Sie besuchte einige der Email-Schreiber. Bedankte sich bei ihnen, fragte nach Ratschlägen, und hörte zu. Und lernte, dass das Leben nicht schwarz und weiss ist. Dass der Mensch nicht einfach entweder krank oder gesund ist. Sie hat den Wunsch, wieder genauso zu werden wie vor ihrer Diagnose, aufgegeben. Um Platz zu machen für ein neues Leben. Ein Leben danach. Voller Wünsche und Hoffnungen mit dem Körper, den sie jetzt hatte. Seine jetzigen Grenzen zu akzeptieren, um das Beste daraus zu machen. Ohne dabei an Freude und menschlicher Wärme zu verlieren.

Sie glaubt, dass es der menschliche Geist ist, welcher letztenendes den Ausschlag darüber gibt, wie man sein Leben erfüllt. Das sei ihre eigentliche Heldentat.