Dalai Lama: Überbetonung materiellen Wohlstands, Sinn des Miteinander und die Kraft der Gewaltlosigkeit

Wohlstand

„Ich glaube, dass trotz der Fortschritte durch die Zivilisation im vorigen Jahrhundert, die Hauptursache für alle unsere Probleme in der Überbetonung materiellen Wohlstands liegt.“

HH Dalai Lama

Diese Zeilen schreibe ich auf einem Tablet. Meine Eltern wurden in einem Krankenhaus mit modernster Technik versorgt. Also bin ich ebenfalls Teil dieses materiellen Wohlstands. Ist er also verwerflich? Ist es das, was HH Dalai Lama sagen möchte?

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Das Fundament der Pyramide von Maslow sind unsere physiologischen Bedürfnisse und Sicherheit. Wir fühlen dies wohl fast alle. Was fehlt, und was der Dalai Lama mit Überbetonung meint, ist die Gewicht, welche wir manchmal materiellen Gütern einräumen.

Nicht das, von dem wir am meisten haben, hat deshalb auch den grössten Wert. Nicht der, der am meisten Geld hat, ist automatisch am mächtigsten. Warum hätten wir das sonst so nicht ins Grundgesetz geschrieben: das Hab und Gut des Menschen ist unantastbar?

Geld und Macht sind nicht einfach schlecht. Hab und Gut entscheiden nicht über gut und böse.

Es sind unsere Taten, welche uns darüber erzählen, wer eine Person „im Grunde seines Herzens“ ist.

Miteinander – Füreinander

„Solange wir leben, werden wir mit Problemen zu tun haben. Aber wenn wir die Hoffnung und den Mut verlieren, werden wir unsere Fähigkeit verlieren, die Probleme zu überwinden. Wenn wir uns hingegen bewusst werden, dass wir nicht allein sind, sondern mit allen anderen gemeinsam leiden, dann werden unsere Entschlossenheit und unsere Fähigkeit zur Problemlösung steigen“

HH Dalai Lama

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Ich denke schon, dass wir als Gesellschaft uns auch hier weiter entwickelt haben. Und weiter entwickeln werden.
Wir brauchen dazu ein Ziel vor Augen. Unsere Handlungen müssen in unseren Herzen Sinn ergeben.

Neben all der Probleme, welche diese Krise uns vor Augen führt, durchbrechen kleine und grosse Taten wie ein Hoffnungsschimmer die düsteren Wolken. Sei es die nachbarschaftliche Hilfe, welche unverhofft kommt. Das gemeinsame Einstehen gegen Rassismus. Und über 50% der Befragten einer Tagesschau-Umfrage sprechen sich weiterhin für das Einhalten von Klimazielen aus Link: https://www.tagesschau.de/inland/deutschlandtrend-2263.html

Das heisst, die Menschen, jung und alt, ziehen den schwierigen, steilen Weg der #miteinander vor die kurzfristigen #entweder/oder Erfolge.

Das ist nur möglich, wenn sie Sinn darin finden. Wenn es sie erfüllt, sich ein Stück weit aus dem Fenster zu lehnen und #füreinander einzustehen. Es ist selbst heute, nach 20 Jahren Praxiserfahrung, für mich ein erhabener Moment, wenn es beim Patienten „Klick“ gemacht hat und man neben dem Körper auch dessen Geist angesprochen fühlt. Dieser Klick löst in einem eine sanfte warme Welle des Wohlgefühls aus. Die Zufriedenheit des anderen wird sozusagen zurück gespiegelt auf einen selbst.

Am schnellsten scheint es zu gehen, wenn man Menschen ein Feindbild vor Augen hält. Wesentlich länger braucht es, ein Bild des gemeinsamen #Miteinanders zu erstellen. Durch Dialog, durch Verständnis, durch gemeinsame Regeln.

Gewaltlosigkeit

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„Wir müssen deshalb das Prinzip der Gewaltlosigkeit ernst nehmen. Um dieses Prinzip Realität werden zu lassen, müssen wir zunächst innerlich abrüsten und dann die äußerliche Abrüstung vorantreiben. Mit innerer Abrüstung meine ich das Aufgeben negativer Emotionen als eine Quelle für Gewalt. Ebenso muss die externe Abrüstung fortgeführt werden, Schritt für Schritt. Jeder von uns möchte in Frieden leben – aber wir sind häufig unsicher, wie wir Frieden erreichen können. Mahatma Gandhi hat uns klargemacht, dass Gewalt unausweichlich zu neuer Gewalt führt. Deshalb können wir Frieden nur durch Gewaltlosigkeit erreichen.“

HH Dalai Lama

Der schier unermüdliche Einsatz von Menschen wie Gandhi, King, Mandela haben meine Generation stark geprägt.

Nicht immer waren alle dafür.

Nicht immer hat es gleich funktioniert.

Mütter wissen instinktiv, dass die langfristigsten Erfolge für eine erwünschte Richtungsänderung bei ihren Kindern nicht durch Aufbrausen geschieht. Sondern zuhören, vermitteln, und auch im falschen Moment da sein.

Mein Freund Paul hat einen hochbegabten, manisch-depressiven Sohn. Neben allerlei Grossem ist dieser auch zu vielerlei Zerstörerischem fähig. Paul ist keinesfalls stets mit den Taten seines Sohnes einverstanden. Wie oft hat er die Zeche bezahlen müssen. „Am Ende“, erzählt er mir, „sage ich ihm doch jedesmal das Gleiche: ich liebe Dich.“

Angesichts von zerstörerischer Wut fällt es keinem Menschen leicht, sich auf eine gewaltlose Antwort einzulassen.

Deshalb die Aufforderung des HH Dalai Lama, innere Abrüstung zu betreiben. Nicht einfach dem erstbesten Gefühl hingeben. In sich nachfühlen, welche anderen Wege es noch gibt. Das klappt nicht immer. Aber immer öfter.

Appell an die junge Generation

„Wann immer ich mit jungen Menschen zusammenkomme, erinnere ich sie daran, dass sie selbst die Zukunft sind. Ich sage ihnen, dass meine Generation das zwanzigste Jahrhundert repräsentiert, das immense Zerstörung und menschliches Leid gesehen hat und in dem wir in nie dagewesenem Ausmaß unseren Planeten, unsere einzige Heimat, geschädigt haben. Jetzt sind wir im 21. Jahrhundert, und die neue Generation hat die Macht und die Chance, dieses neue Jahrhundert zu gestalten. Deshalb appelliere ich an die junge Generation: Gebt alles, was ihr könnt, um dieses 21. Jahrhundert zu einem Jahrhundert des Friedens, des Dialogs und des Respekts für den Menschen und die Natur zu machen! Es liegt in unser aller Verantwortung, dass sich die Schrecken und das Blutvergießen der Vergangenheit nicht wiederholen.“

HH Dalai Lama

Was lange währt, wird endlich gut.